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21.07.2010 02:00

Unüberhörbare Unregelmässigkeiten

Unregelmässigkeiten in der Produktion von Rufen, d.h. nicht-lineare Stimmäusserungskomponenten, treten bei Mensch und Tier auf. Jetzt fanden Verhaltensbiologen der Universität Zürich heraus, dass nicht-lineare Rufkomponenten auch bei Erdmännchen – kleinen, sozial lebenden Raubtieren - kleinen sozial lebenden Raubtieren, vorkommen und für verstärkte Aufmerksamkeit sorgen. Warnrufe mit nicht-linearen Kompo-nenten werden von den Mitgliedern der Gruppe stärker befolgt als solche ohne.


Schreiende Babies, Angst- und Schreckensäusserungen von Menschen und Tieren, quakende Frösche – nicht das gesamte Spektrum der Stimmäusserungslaute klingt gleich harmonisch bzw. ist physikalisch von regelmässiger Struktur. Unregelmässigkeiten entstehen, wenn bei Lautäusserungen eine Stimmmembran doppelt so schnell wie die andere schwingt. Dieses Phänomen wird als nicht-lineare Stimmäusserung-Komponente bezeichnet. Ob und gegebenenfalls welchen evolutionsbiologischen Sinn nicht-lineare Rufkomponenten haben, war bis jetzt Gegenstand von Vermutungen gewesen. Marta Manser, Professorin für Verhaltensbiologie an der Universität Zürich, und ihr Postdoc Simon Townsend sind dieser Frage auf den Grund gegangen und haben festgestellt, dass Unregelmässigkeiten, so unangenehm sie auch klingen mögen, durchaus nützlich sind.

In ihrem eben in den Biology Letters erschienenen Artikel weisen die Forscher an frei lebenden Erdmännchen in der Kalahari in Südafrika nach, dass auch bei dieser Tierart nicht-lineare Rufkomponenten auftreten und zwar dann, wenn sich die Tiere gegenseitig vor Raubtieren warnen. Allerdings weisen nicht alle Erdmännchen-Warnrufe nicht-lineare Komponenten auf. Die Forscher spielten den Versuchstieren deshalb Tonbandaufnahmen von Warnrufen mit und ohne nicht-lineare Rufkomponenten ab. Dabei stellten sie fest, dass Warnrufe mit Unregelmässigkeiten, also Rufe mit nicht-linearen Anteilen, eine wesentlich stärkere Reaktion bewirken als solche ohne. Frühere Forschungen hatten nahe gelegt, dass solche nicht-lineare Rufkomponenten überraschender, unvorhersehbarer und damit schwieriger zu überhören seien  – so wie das Schreien eines hungrigen Säuglings nicht zu ignorieren ist und bei den Eltern sofort für rege Betriebsamkeit sorgt. Townsend und Mansers neue Arbeit unterstützt diese Hypothese und zeigt zum ersten Mal, dass bei Tierrufen nicht-lineare Rufkomponenten ebenfalls eine wichtige Funktion haben. Weitere Forschungen werden darauf abzielen, die nicht-linearen Rufkomponenten bei Erdmännchen, und von einem evolutionsbiologischen Standpunkt aus auch beim Menschen, besser zu verstehen.

Simon W. Townsend, Marta B. Manser, The function of nonlinear phenomena in meerkat alarm calls, Biol. Lett. (2010) 1–3 doi:10.1098/rsbl.2010.0537

 


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